Preamble

Präambel zum Bildungsprojekt


Die nachfolgende Präambel wurde von Mitgliedern des pädagogischen Teams verfasst, das Alexander Wolf, Wiesbaden, ins Leben rief, und das sich ab 2019 mehrmals zum Austausch und Brainstorming in Wiesbaden mit ihm traf. Das Team, junge Pädagog*innen, stellte die hier abgebildeten Worte von Margit Mühlstein, Sozialarbeiterin im Mädchenheim im Ghetto Theresienstadt, als Leitmotiv voran. Sie stehen im Poesiealbum von Flaška. 

Alexander Wolf, Wiesbaden, Dipl.-Betriebswirt und im Vorstand der Lagergemeinschaft Auschwitz - Freundeskreis der Auschwitzer  e.V., Mitglied im Aktiven Jüdischen Museum in Wiesbaden, beim Fritz-Bauer-Institut in Frankfurt sowie bei Room 28 e. V.  Alexander Wolf begleitete in den letzten Jahrzehnten viele Studienreisen an die Orte ehemaliger Konzentrations- und Vernichtungslager, an denen Student*innen verschiedener Universitäten und weitere Gruppen teilnahmen. Auch organisierte er Veranstaltungen mit Überlebenden des Holocaust und publizierte in den Mitteilungsblättern der Lagergemeinschaft Auschwitz und in weiteren Medien. 


Als engagiertes Mitglied von Room 28 e.V. liegt ihm sehr daran, junge Menschen für das Room 28 Bildungsprojekt und den Verein Room 28 zu gewinnen.

Präambel

Die Mädchen von Zimmer 28 - das ist die Geschichte einer Gruppe jüdischer Mädchen, die zwischen 1942 und 1944 im Zimmer 28 des Mädchenheims L 410 im Ghetto Theresienstadt zusammenlebten. Betreut von Erwachsenen, die selbst Inhaftierte des Ghettos waren, setzten sie der systematischen Entmenschlichung der Nationalsozialisten etwas entgegen.

In einem menschenverachtenden Umfeld schufen sie sich im Zimmer 28 eine individuelle Gegenwelt, in der sie Werte wie Mitmenschlichkeit, Freundschaft, Solidarität und tolerantes Umgehen miteinander hochhielten und lebten. Mit der Gründung ihrer kleinen Organisation 'Ma'agal' setzten sie sich hohe Ziele und machten sich diese zum Lebensmotto. So wurde aus dem Zimmer 28 gleichsam eine "Keimzelle der Menschlichkeit".

Die Geschichte wirft ein Licht auf die Entrechtung der Juden in Europa mit Schwerpunkt auf Österreich und der Tschechoslowakei, schildert das Leben und den Alltag im Ghetto Theresienstadt, einen Alltag, der die kommende Tragödie bereits in sich birgt. Die Geschichte und das multimedial Room 28 Bildungsprojekt vermitteln das Schicksal der jüdischen Kinder des Ghettos Theresienstadt und erzählen die Geschichte der Deportation und Vernichtung der europäischen Juden.

Die authentischen Dokumente der Mädchen – das Tagebuch von Helga Pollak, das Poesiealbum von Anna Flach, das Notizbüchlein von Handa Pollak, Fotos, Gedichte, Sketche, Bilder, die Hymne vom Zimmer 28 sowie viele weitere Zeugnisse aus Theresienstadt und Auschwitz - geben einen Einblick in die Lebenswelt und das Schicksal der "Mädchen von Zimmer 28", von denen die meisten in den Gaskammern von Auschwitz ermordet wurden. Von etwa 60 Mädchen, die vorübergehend im Zimmer 28 lebten, haben fünfzehn den Holocaust überlebt.

Hannelore Brenner (Jhg. 1951) hat all dies über Jahre künstlerisch-literarisch gestaltet und damit ein pädagogisch wertvolles Projekt entwickelt – Buch, Ausstellung, Theaterstück, Lesungen, Zeitzeugenbegegnungen, Filmaufnahmen, Workshops und ein umfangreiches Medien-Archiv.

Für uns, die jüngere Generation - heißt es nun, das pädagogische Potenzial zu nutzen, das vorhandene Material in separaten Einheiten (Module) für spezielle und vielfältige Unterrichtsziele didaktisch aufzubereiten und dadurch Schüler*innen und Student*innen einen lebensnahen, emotionalen wie auch sachlichen Zugang zu einem Kapitel des Holocaust zu ermöglichen, das die Erfahrungen und den Geist der Protagonistinnen, der "Mädchen von Zimmer 28", atmet.

Das Projekt wurzelt in dem Wunsch der Überlebenden und wurde, seit 1996, von der Autorin Hannelore Brenner im engen Bündnis mit den Überlebenden realisiert. 


Sara Huppertz, Esther Nauth, Alexander Placke, Matthias Prill und Alexander Wolf


15. Februar 2020, Wiesbaden


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