Brundibar

Brundibár

und die Mädchen von Zimmer 28

Update 1. Januar 2023

Erschienen !!!

Gemeinsam mit dem Musikverlag Boosey & Hawkes│Bote & Bock brachte die  Edition Room 28, unterstützt von Room 28 e.V., ein Kinderbuch zur Handlung der Kinderoper Brundibár von Hans Krása und Adolf Hoffmeister heraus. Text: Hannelore Brenner. Illustrationen: Maria Thomaschke.  Es erschien am 23. September 2023 !!!

Am 21. Dezember 2023 erschien die ukrainische Ausgabe. Dieses Buch ist ein Projekt des Vereins Room 28 und der Edition Room 28. Es entstand als Zeichen der Solidarität  mit der Ukraine und wurde inspiriert von Mstislav Pentkovsky. Mehr dazu auf Room 28 e.V.

Brundibár. Room 28 e.V.

Brundibár. Rückschau

 Brundibár und die Mädchen von Zimmer 28 …dies sind zwei Geschichten, untrennbar miteinander verwoben. Brundibár, die Kinderoper von Hans Krása und Adolf Hoffmeister, 1938, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Prag entstanden und von den jungen Häftlingen im Konzentrationslager Theresienstadt über 50 Mal aufgeführt, ist heute ein Denkmal für die Kinder, die den Holocaust nicht überlebten. Unauflöslich bleibt die Geschichte von Aninka und Pepiček und dem Leierkastenmann Brundibár mit dem Schicksal ihrer ersten DarstellerInnen im Ghetto Theresienstadt verbunden und hält die Erinnerung an sie lebendig; und mit ihr den Glauben an den Sieg des Guten über das Böse.


Abbildung:  Plakat zur Theresienstädter Brundibár-Aufführung 1943.  © Pamatnik Terezin/Gedenkstätte Theresienstadt        


Auch eine besondere Gruppe von Holocaust-Überlebenden trägt diese Erinnerung weiter – die „Mädchen von Zimmer 28“. Vor über 75 Jahren, zwischen 1942 bis 1944, lebten sie zusammen auf engstem Raum im Ghetto Theresienstadt, im Mädchenheim L 410 – also in der Längsstraße 4 Nummer 10. Sie waren 12 bis 14 Jahre alt, jüdische Häftlinge, die meisten aus der Tschechoslowakischen Republik, einige ursprünglich aus Österreich – die nach dem Eindringen der Deutschen in ihre Heimat ihr Hab und Gut verloren, ihrer bürgerlichen Rechte beraubt und – manche allein, manche mit den Eltern oder mit nur einem Elternteil – ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurden. Dort, im Zimmer 28 trafen ihre Schicksalswege aufeinander.


Als ab Juli 1943 die Kinderoper Brundibár geprobt wurde, waren auch Mädchen von Zimmer 28 dabei - Ela Stein als Katze, Maria Mühlstein als Spatz, Handa Pollak und Anna Flach (Flaška) sangen im Chor der Schulkinder. Und zwei Mal sprang Flaška für die Rolle der Aninka ein und Handa für den Hund. Einige Male spielte die begabte Maria Mühlstein, die oft den Spatz spielte, an der Seite ihres Bruders Piňta die Aninka. 


Abbildung: Cover der amerikanischen Ausgabe, 2009

Ela Weissberger, die "Katze" aus Brundibár

Ela Weissberger, geb. Stein, erinnerte sich: 

"Wir waren drei Mädchen aus unserem Zimmer - Flaška, Maria Mühlstein und ich. Und wir mussten uns in einer Reihe aufstellen, und jede musste singen: la la la, die Tonleiter rauf und runter. Als ich an die Reihe kam, hab ich gezittert vor Angst, dass ich nicht gut genug singen würde. Aber dann sagte Rudi Freudenfeld zu mir: Weißt Du was? Du wirst eine Katze spielen. Eine Katze in einer Kinderoper? Das war etwas Außergewöhnliches."

Diese und weitere Erinnerungen - auch die Erinnerung an den jungen Trompeter Paul (Paul Aron Sandfort) und dessen Erinnerungen - sind auf der Ausstellungstafel zu Brundibár zu lesen - und werden in Zukunft auch über eine Audiostation zu hören sein. Auch weitere Tafeln sind geplant. 

Foto: Ela Weissberger und Paul A. Sandfort, September 2006, Spindlermühle 

Hörfunkfeature: Brundibár und die Kinder von Theresienstadt. 1998, 1999

Hörfunkfeature von Hannelore Wonschick (Brenner-Wonschick) aus dem Jahre 1998 (Sender Freies Berlin und 1999 (Österreichischer Rundfunk, Wien). Es ist enthalten in der vom Label EDA records veröffentlichen Doppel-CD. Auf der ersten CD ist die Produktion der  Kinderoper Brundibár gesungen vom Collegium iuvenum Knabenchor Stuttgart und der Mädchenkantorei an der Domkirche St. Eberhard, Stuttgart, 1998. Für das von EDA veröffentliche Feature wurde die Produktion des ORF neu mit der Musik der Stuttgarter Aufführung gemischt.


Es erinnerten sich an Brundibar: Ela Weissberger, Anna Hanusová, Helga Kinsky, Greta Klingsberg, Alice Herz-Sommer, Eva Hermannová, Eliska Kleinová, Trude Simonsohn, Thomas Mandl, Leopold Lowy, Paul A. Sandfort. Abbildung: Brundibár CD des Labels EDA records.

Brundibár und die Kinder von Theresienstadt,

das Original-Hörfunkfeature des ORF (Österreichischer Rundunk Wien) mit der Brundibár Aufführung gespielt und gesungen von den Wiener Sängerknaben, ist Teil unseres  Room 28 Bildungsprojektes.

Brundibár-Mappe der Jeunesses Musicales Deutschland

Die Geschichte der "Mädchen von Zimmer 28" hat wesentlich zur Renaissance der Kinderoper Brundibár beigetragen, ebenso wie das Brundibár-Pilotprojekt der Jeunesses Musicales Deutschland (JMD), das der damalige Generalsekretär Thomas Rietschel Mitte der 90er Jahre initiierte. Mit Kindern aus Polen, Tschechien und Deutschland führte die JMD die Oper in Berlin, Prag und Warschau auf. Eine “Brundibár-Mappe” folgte, eine Sammlung mit Informationen zum Projekt, Daten und Fakten zum Ghetto Theresienstadt, Erinnerungen von ZeitzeugInnen. Auch der Text meines Hörfunk-Features Brundibar und die Kinder von Theresienstadt und mein Beitrag über Vedem, der Zeitung der Jungen von Heim 1 des Jungenheim L 417, sind darin enthalten. Noch heute ist Thomas Rietschel mit uns verbunden und Mitglied im Verein Room 28. Im April 1999 lud er alle am Projekt beteiligten  Frauen vom "Zimmer 28" und mich nach Weikersheim ein. 

Abbildung: Brundibár-Mappe der JMD, initiiert vom damaligen General-Sekretär Thomas Rietschel

Brundibar: Denkmal für die Kinder von Theresienstadt

Ein halbes Jahrhundert, nachdem der letzte Akkord von Brundibár 1944 in Theresienstadt verklungen war, blieb es still um diese Oper. Dann, auf einmal, zündete der Funke... Auf einmal wurde Brundibár landauf und landab gespielt. Mit spielerischer Leichtigkeit inspirierte dieses Werk zu ernsthafter Erinnerungsarbeit und öffnete, vor allem jungen Menschen, die Augen und das Herz für die unfassbare Tragödie, die für immer mit den Anfängen dieser Oper verbunden bleibt. Dass die Geschichte der Kinderoper die Geschichte eines infamen Betruges und grausamen Mordes an jüdischen Kindern werden sollte – wie könnte man dies je vergessen? (...)

Inzwischen ist Brundibár ein Symbol der Hoffnung und des Widerstands. So haben Hans Krása und der Librettist Adolf Hoffmeister bereits 1938/39, ohne es zu ahnen, ein Werk geschaffen, das zu ihrem bedeutendsten Vermächtnis wurde - ein Denkmal für die Kinder von Theresienstadt. Es ist ein lebendiges Denkmal, das die Vision der Kinder des ‚Ghettos’ in die Gegenwart und in die Zukunft trägt: Die Vision vom Sieg des Guten über das Böse. 

Abbildung: Standbild aus dem Propgandafilm bekannt unter dem Titel "Der Führer schenkt den Juden eine Stadt".

Hannelore Brenner: Vorschau.

Festival "Verfemte Musik", Volker Ahmels, Dr. Ute Lemm und mehr

Auch der Leiter der Jeunesses Musicales Mecklenburg-Vorpommern, Volker Ahmels, lernte die Frauen und unser Projekt damals kennen. Dank seines Interesses kam es 2004 im Rahmen des von ihm initiierten internationalen Festivals und Wettbewerbs "Verfemte Musik" in Schwerin zur  ersten Ausstellung  am 23. September 2004. Die Eröffnung und das Festival-Programm blieben unvergesslich. Auch zu ihm entwickelten sich starke Bande, die über Jahre währten. Anna Hanusová, "unsere Flaska", Sängerin und Pianistin, leitete viele Jahre Meisterkurse und war Mitglied der Wettbewerbs-Jury. Ute Lemm, heute Dr. Ute Lemm und Generalintendantin der Schleswig-Holsteinischen Landestheater, führte erstmals Schülerinnen und Schüler durch die Ausstellung. Noch heute zeugen Reflexionen der jungen Besucher*innen von den Führungen, die Ute Lemm so engagiert duchführte. Auch sie ist uns bis heute treu geblieben und Mitglied von Room 28.  Ute Lemm hielt zu meiner großen Freude die Laudatio, als ich am 21. April 2023 das Bundesverdienstkreuz bekam.

Foto: 23. September 2004, Eröffnung der Ausstellung in Schwerin

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