Zwölf bis vierzehn Jahre alt waren die Mädchen, die von 1942 bis 1944 im Mädchenheim L 410 in Theresienstadt auf engstem Raum zusammenlebten. Sie waren ‚Ghetto-Häftlinge', einige der 75,666 Menschen aus dem sog. ‚Protektorat Böhmen und Mähren’, die nach dem Einrücken deutscher Truppen in ihre Heimat zu "Juden" deklariert, verfolgt, beraubt, entrechtet und schließlich ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurden. Dort, im Mädchenheim L 410, Zimmer 28, trafen ihre Wege aufeinander.
Betreut von Erwachsenen, Häftlinge wie sie, lebten sie für eine Weile zusammen, schliefen auf zwei- oder dreistöckigen Holzpritschen, nahmen gemeinsam ihre dürftigen Essenrationen ein, hörten am Abend der Betreuerin zu, wenn sie aus einem Buch vorlas oder erzählten sich, wenn das Licht gelöscht wurde, von ihren Erlebnissen, ihren geheimsten Gedanken, Sorgen und Ängsten.
Foto: Das rechte Haus neben der Kirche war in der Zeit des Ghettos das Mädchenheim L 410. Oben, unter dem Dach, das Zimmer 28.